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No One Night Kill 7

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„Also gut, dann fang ich mal an. Meinen Namen kennt ihr ja schon. Wenn nicht, dann eben jetzt. Ich bin die Bernadette. Könnt mich auch Bernadette nennen. Ähm, ja“ Bernadette zögerte, blickte in die Luft, dann wieder zu den Beiden, die schon ungeduldig auf ihren Vortrag warteten. „Was wollt ihr denn wissen? Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ach ja. Fangt doch erst einmal an. Man first oder so ähnlich.“ Bernadette griff erneut zu ihrem Glas. Es hatte durch das häufige Ansätzen bereits viel von seiner Imposanz verloren und war zu einem kleinen Teich geschrumpft. Der Alkohol schien Bernadettes Fesseln der Schüchternheit und Ehrfurcht zu lösen, auch ihre Zweifel begannen sich zu verflüssigen. Sie zweifelte. Wie lange würde sie noch Frau über ihre Gedanken sein? Wie lange würde es noch dauern bis sie Antonios und Raphaels Charme komplett nachgeben musste. Bernadette schluckte. Der Red Death strömte ihre Kehle entlang und legte sich wie ein dünner Dunst über ihre Gedanken. Was vorher relativ klar schien, verschwand immer mehr unter einem drückenden Schleier. Einem Schleier, der mit jedem Ansetzen größer wurde und immer weniger Zweifel durchkommen ließ. Ein Schleier, der jedoch auch die lähmenden Gedanken abhielt und der Sonne in Bernadettes Gesicht freie Sicht ließ. Bernadette lächelte. „‘Ladies first‘ heißt das doch eigentlich, oder? Ich will ja nicht so sein. Also, hmm, ok. Ich bin ein Sommerkind. Im Juli werde ich 22 Jahre alt. Ich warte noch auf einen Studienplatz. Ähm, ok, Ich würde gerne Erziehungswissenschaften studieren. Mehr müsst ihr selbst noch raus finden. Komm mir sonst noch vor, wie bei ‘nem Verhör. Und so wäre ja auch langweilig. Nicht wahr, Herr Kommissar?“, Antonio und Raphael lachten. „Am Ende müssen wir dich dann noch verhaften und abführen. Schuldig im Namen der Anklage. Wir können dich dann ja nicht einfach laufen lassen.“ „Dann kommst du hier nicht mehr raus.“, unterbrach Antonio Raphael und musterte Bernadette erneut prüfend. „Ihr Glas ist leer. Meins auch fast. Raphael, du musst dich ranhalten. Du Schnecke. Wir bestellen jetzt Nachschub.“ Antonio schnipste wild mit seiner linken Hand. Doch als er bemerkte, dass der Kellner darauf nicht reagierte, stand er sprungartig auf und ging zielstrebig zur Theke.

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